Öffentliche Musikschulen in Berlin – Es brennt! 

Elternvertretungen und Fördervereine der bezirklichen Berliner Musikschulen sind entsetzt

Am 30.10.2024 trafen sich mehr als 100 Vertreter der Elternvertretungen, Fördervereine und Honorarlehrkrätfe der Bezirklichen Berliner Musikschulen und verabschiedeten folgende Pressemitteilung:

Die Perspektiven für die Öffentlichen Musikschulen entwickeln sich im Rahmen der aktuellen Haushaltsverhandlungen in eine dramatische Richtung:

Finanzsenator Evers und der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Torsten Schneider haben zu unterschiedlichen Personen übereinstimmend geäußert, dass keine Etaterhöhung für die Bezirklichen Musikschulen nach dem Herrenberg-Urteil vorgesehen sind und auch keine vorgesehen werden. Aus ihrer Perspektive sind die Mehrkosten die für die Festanstellungen notwendig werden, durch eine Kürzung des Angebots zu erbringen. 

Erste Hochrechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass von den 63.000 Schülerinnen und Schülern der Bezirklichen Berliner Musikschulen dann ca. 25-30 % ihren Unterrichtsplatz verlieren würden; betroffen wären demnach 15-18.000 Schülerinnen und Schüler. Völlig ungeklärt auch die Frage, wer von den 1.800 Honorarlehrkräften weiterhin an der Musikschule (dann aber sozialversicherungspflichtig beschäftigt) arbeiten darf; eine Zitterpartie.

Anscheinend soll nicht die spätestens am 25. Januar 2025 in der letzten Runde beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales fallende Entscheidung abgewartet werden, sondern eine Berliner „Lösung“ vorher umgesetzt werden.

Wir fordern Sie auf, diesen „Schnellschuss“ abzuwenden. Die gesellschaftliche Teilhabe an musikalischer Bildung wird durch diesen verheerenden Schritt massiv eingeschränkt. Durch solch dramatische Einschnitte in die Berliner Musikschullandschaft würden nicht nur tausende Schülerinnen und Schüler ihren Ausbildungsplatz und hunderte Lehrkräfte ihre Tätigkeit und ihr Einkommen an ihrer Musikschule verlieren, sondern es gäbe auch große Auswirkungen z.B. auf die Kooperationen mit Schulen und Kitas, den Wettbewerb Jugend musiziert, auf das Landesjugendorchester und schließlich auch auf die Hochschulen, die einen Rückgang des jetzt schon zu geringen Berufsnachwuchses zur Folge hätte. 

Die Musikschulen spielen eine entscheidende Rolle für die kulturelle Bildung und persönliche Entwicklung der Bürgerinnen und Bürger in Berlin, sie stehen für 

– „vielfältige musikalische Bildung

– Förderung von Talenten

– soziale Integration

– lebenslange Freude an Musik“.

Dies stellt selbst Finanzsenator Stefan Evers auf seiner Webseite fest (https://stefan-evers.de/warum-ein-groesseres-unterrichtsangebot-der-musikschule-fuer-treptow-koepenick-so-wichtig-ist/ vom 21.8.2024 09:59 Uhr), er fordert unter seiner Überschrift sogar ein „Grösseres Unterrichtsangebot der Musikschule„.

Die Elternvertretungen und Fördervereine der Berliner Musikschulen unterstützen die o.g. Äußerungen des Finanzsenators auf seiner Webseite und fordern, den Umfang des Unterrichtsbetriebs der im Schulgesetz verankerten Bezirklichen Musikschulen mindestens aufrechtzuerhalten und den Unterricht für ALLE Schülerinnen und Schüler weiterhin sicherzustellen.

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Wir fordern alle Musikschuleltern auf, bei ihren gewählten Abgeordneten in einem Brandbrief mitzuteilen, dass sie große Sorge haben, ob ihre Kinder ab dem nächsten Jahr überhaupt noch weiterhin Unterricht in ihrer Musikschule erhalten werden!

Hier können Sie Ihre direkt gewählten MdA nach Wahlkreisen sortiert finden: https://www.parlament-berlin.de/das-parlament/abgeordnete/suche-nach-wahlkreisen
Und hier die Senatsmitglieder des Berliner Senats:
https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/senatsmitglieder/

2 Gedanken zu „Öffentliche Musikschulen in Berlin – Es brennt! 

  1. Ehrlich gesagt sollte sich das Land Berlin und seine verantwortlichen Politiker schämen. Viele Bundesländer/Kommunen haben dieses Problem weitestgehend gelöst. Berlin glänzt mit Inkompetenz, Rechtsbruch & vermeintlich „einfachen Lösungen“. Man schlingert von Legislaturperiode zu Legislaturperiode.
    Eine Strategie sieht anders aus & Gelder sind überall knapp! Von wegen „Kultur-Hauptstadt“, das ist mehr als peinlich! Die Honorarkräft sollten sich organisieren und den Rechtsweg beschreiten, dann wird das finanzelle zu lösende Problem für Berlin signifikannt größer. Wenn ein Etat nicht ausreicht, nimmt man Kredite auf für die wirklich wesentlichen Dinge, vorausgesetzt man ist kreditwürdig.

  2. Ich bin studierte Diplom Klavierlehrerin. Vor 30 Jahren hatte ich Unterricht von 13 bis 19 Uhr. Heute nur noch von 16 bis 18 Uhr. Von 2 h kann ich keine Miete bezahlen.
    Und ab 2026 mit der Ganztagsschule gibt’s nur noch Unterricht zwischen 17 und 18 Uhr.
    Keine Kommune kann sich ein Haus leisten, das nur 1 h am Tag geöffnet ist. Und niemand wird 5 Jahre studieren, wenn es nur 1 h Arbeit am Tag gibt.

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